Grußwort des Künstlerischen Leiters

Liebe Greizerinnen und Greizer,
lieber Theaterherbst,

mit dem XV. Greizer Theaterherbst habe ich selber an meiner ersten Werkstatt teilgenommen und freue mich nun ungemein, nach fast 20 Jahren als neuer Künstlerischer Leiter das Festivalprogramm mitgestalten zu dürfen. Für mich war der Theaterherbst nicht nur Startpunkt meiner späteren Profession als Regisseur und Dramaturg. Als Jugendlicher und junger Erwachsener war er für mich auch immer ein sicherer Hafen, wo Anders-Sein etwas Positives war, wo sich Freundschaften über Altersunterschiede hinweg knüpfen ließen und wo man Künstler:innen aus den verschiedensten Teilen Deutschlands begegnen konnte.

Der Greizer Theaterherbst ist weit mehr als die bloße Aneinanderreihung von Stücken und Aufführungen. Er beginnt mit der ersten öffentlichen Vorstellung der Werkstätten und lebt vor allem von den gemeinsamen Erfahrungen während der Proben- und Gestaltungszeiten. Somit ist es mir ein besonderes Anliegen, neben anspruchsvollen Aufführungen, vor allem sichere und wohl behütete Räume zum Experimentieren, Kreativ-Werden, Einander-Kennlernen und Freundschaften-Schließen zu schaffen.

Unter dem Motto „Traumwelten“ möchte ich Sie alle gerne zum Geschichten-Erzählen auf der Theaterbühne einladen. Sowohl die Werkstätten als auch die Gastspiele kreisen um märchenhafte Welten, gesellschaftliche Utopien und politische Visionen. Dabei geht es immer wieder um die Frage, was uns wichtig ist, wenn wir uns die Welt von morgen erträumen. Wie können wir alle dazu beitragen, dass unsere Welt für uns und für andere besser wird? Glauben wir noch an das Morgen oder haben wir das Träumen schon verlernt? Und können wir es von den Kindern wieder lernen?

Das Theater ist ein Ort der Verwandlung, wo große Könige zu Bettlern, böse Hexen zu guten Feen und miese Piraten zu edlen Helden werden können. Alles auf der Bühne ist im Wandel und nichts so, wie es scheint. Somit kann das Theater-Spielen und -Schauen dazu beitragen, dass wir die Hoffnung wiederfinden, dass auch unsere Welt und Politik veränderbar ist – vor allem auch zum Guten. Die Zeiten mögen uns unsicher, bedrohlich und dunkel erscheinen. Umso wichtiger, dass wir nicht aufhören, zu träumen. Denn nur aus einer gemeinsamen Vision kann gemeinsames Handeln erwachsen. Und im besten Fall wird dadurch der Traum auch Realität.

Ich lade sie also herzlich ein, ein Teil des diesjährigen Theaterherbstes zu werden und im Spielen, Basteln, Tüfteln, Texten und Improvisieren schon heute ihre ganz eigene Traumwelt Gestalt annehmen zu lassen.

Mit einem herzlichen Gruß und großer Vorfreude auf Sie alle

Jeffrey Döring,
Künstlerischer Leiter des XXXIV. Greizer Theaterherbstes